Saga – Contact Live In Munich - DVD
insideout / spv (2009)
(23 Stücke, 136 Minuten Spielzeit + umfangreiches Bonusmaterial)

Das Jahr 2007 war für Saga ein ganz besonderes, feierten sie doch ihr 30jänriges Bestehen. Und wie begeht man ein derartiges Jubiläum, natürlich in Form einer ausgedehnten Tournee. Leider hatte diese Tour auch etwas sehr melancholisches, denn sie war gleichzeitig auch die Abschiedstour von dem charismatischen Frontmann und Sänger, Michael Sadler.

Bereits vor der Tour hatte Michael seinen Austritt aus der Band angekündigt, um sich zukünftig mehr seinem Privatleben zu widmen. Das war dann auch gleich der Stoff, aus dem emotionsgeladene Konzerte gemacht werden und so gefühlvoll ging es dann auch auf der gesamten Tour, die die Kanadier vor allem durch zahlreiche Deutsche Städte führte, zu. Ich selbst hatte das Vergnügen in Münster dabei zu sein und dieses familiäre Abschiedsgefühl direkt miterleben zu können. Die Band wurde von den Fans getragen und so mancher konnte und wollte es nicht wahrhaben, das nach der Tour der Sänger, der mit seiner markanten Stimme neben dem typischen Saga-Stil für einen hohen Wiedererkennungswert sorgte, die Band verlassen würde. Es waren oft Zwischenrufe zu hören, die Michael umstimmen sollten weiter zu machen. Doch er ließ sich nicht beirren und sagte nur, dass sein Entschluss feststehe.


Das Abschlusskonzert der Band fand am 05.12.2007 in München statt. Dieser Auftritt wurde von mehreren Kameras mitgeschnitten und liegt nun als Abschiedsgeschenk für die Fans in einer zwei DVDs umfassenden Version (es gibt auch noch eine Deluxe-Edition, die neben den zwei DVDs auch zwei CDs mit dem Audiomitschnitt enthält) mit dem Titel „Contact – Live In Munich“ vor.

Das Konzert beginnt sehr orchestral mit einem Intro zum Stück „Always There“ von der 2001’er CD „House Of Cards“, zu dem Michael zunächst allein die Bühne betritt und einige Zeilen des Refrains singt. Eine sehr schöne Geste seiner Mitstreiter, wie ich finde. Dann startet der pulsierende Sequenzer und die anderen Kollegen kommen auf die Bühne und zelebrieren den ersten Song „The Interview“.

Die Band, und vor allem Michael Sadler, der den Auftritt sichtlich genießt, sind an diesem Abend hervorragend aufgelegt. Und Michael weiß genau, was er seinen Deutschen Fans zu verdanken hat, ist die Band doch gerade in unserem Land sehr erfolgreich gewesen. Aus diesem Grund richtet er während der Show immer mal wieder einige in Deutsch gesprochene Worte und Sätze an das Publikum. Zwar klingt das an der ein oder anderen Stelle auch etwas holprig, hat aber einen gewissen Charme. Und mit seinen Ansprachen und Gesten hat er die Meute in der Halle vom ersten Augenblick an fest im Griff.

Die Fans wiederum danken es ihm und seinen Mitstreitern auf der Bühne mit zahlreichen Gesangseinlagen. Saga machen es dem Publikum aber auch leicht, schießen sie doch ein Feuerwerk, bestehend aus dem Besten, was sie in den 30 Jahren ihres Bestehens heraus gebracht haben, ab.

Nachdem das Stück „Mind Over Matter“ verklingt, verlassen bis auf Michael die Musiker die Bühne und er nimmt auf einem Barhocker auf der abgedunkelten Bühne, nur von einem Spot beleuchtet, platz. Während er gerade anfangen will mit dem Publikum zu kommunizieren reicht ihm Jim Crichton als Gag eine Krone. Das irritiert Michael sichtlich denn es hat etwas, das an den seligen Freddie Mercury erinnert. Die Krone wird - nach kurzer Anprobe - sofort zur Seite gelegt und Michael bedankt sich beim Publikum für die letzten 30 Jahre. Das hat schon etwas sehr berührendes und wehmütiges. Dann singt er acapella das Stück „Security Of Illusion“, was wohl jedem, auch den Zuschauern vor dem Fernseher, die Gänsehaut über den Rücken jagt.

Diesem Song folgt eine atmosphärische Version von „Times Up“, an das Jim Gilmour ein klassisch angehauchtes Pianosolo knüpft, aus dem sich dann seine Komposition „Scratching The Surfce“ schält. Das kommt alles sehr stimmig rüber. Und beim Titeltrack der damals aktuellen CD „10.000 Days“ verwandeln die Besucher die Halle in ein Meer aus Wunderkerzen, was wieder die Emotionen hoch kochen lässt. Den emotionalen Höhepunkt gibt es dann aber bei den Zugaben. Während die Zuschauer noch auf die Band warten singen sie „You’re Not Alone“ und halten viele DIN A 4 Blätter mit der Wort „Bye“ hoch. Die Kamera zoomt schließlich auf die Bühne und Michael, der das Ganze mit ansieht, wird gezeigt. Kurz darauf kommen seine Bandkollegen, Weggefährten, Freunde und die Familie auf die Bühne um ihm Blumen zu überreichen. Das dauert zwar alles recht lange, ich finde es aber toll, dass die Macher der DVD diesen bewegenden Moment komplett auf dem Mitschnitt belassen haben.

Mit „Humble Stance“ und „Don’t Be Late“ kommen dann noch mal zwei richtige Knaller als Zugabe und mit „What It’s Gonna Be?“ ist dann endgültig die Saga-Ära mit Michael Sadler, der schweren Herzens und den Moment voll aufsaugend die Bühne verlässt, zu Ende.

Es macht unheimlich Spaß, dem Konzert auf DVD zuzuschauen. Wenn man partout ein Haar in der Suppe finden will, dann ist es lediglich die ziemlich intensive Farbsättigung der Aufnahmen, die manche Bilder in ein kräftiges blau, lila oder rot tauchen, das die agierenden Musiker oft unwirklich und undeutlich aussehen lässt. Dieser Umstand schmälert den guten Gesamteindruck aber nicht wirklich.

Als Bonus bietet die zweite DVD eine ca. 10minütige Dokumentation mit dem Titel „B-Roll“, sechs Stücke des Sets, die in Mannheim mitgeschnitten wurden und ca. 36 Minuten lang sind sowie ein Fotogallerie von der Tour und eine vom letzten Konzert in München, die beide als Diashow ablaufen und mit Musik unterlegt sind.

Mit „Contact – Live In Munich“ haben Saga ein würdiges Andenken an ihren ausgeschiedenen Sänger geschaffen. Die DVD ist sehr schön geworden, zeigt sie doch die ganze Emotionalität, die während des Konzertes geherrscht hat. Ich bekomme beim Zuschauen ein gewisses wehmütiges Gefühl, so wie ich es auch beim Konzert in Münster erlebt habe. Und beim Ansehen der DVD möchte ich nur Danke sagen, für die vielen Jahre ausgesprochen guter Rockmusik.

Auch wenn es den anderen Bandmitgliedern etwas ungerecht gegenüber ist, so macht diese DVD doch deutlich, wie wichtig Michael für Saga gewesen ist. Der Mann hat eine unglaubliche Ausstrahlung. Man kann gespannt sein, wie es mit der Band weitergehen wird. Und diese Frage wird in Kürze beantwortet, denn das neue Album, das Saga mit ihrem neuen Sänger, Rob Moratti, aufgenommen haben, lässt nicht lange auf sich warten, kommt es doch schon wenige Wochen nach der DVD heraus. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich der Neue machen wird. Bis dahin schwelge ich, wie hoffentlich viele andere mit mir, in den Erinnerungen. Die DVD ist ein Muss für alle Rockfans.

Stephan Schelle, März 2009


 
 

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