Zur Freude ihrer zahllosen
Fans gehörten an diesem warmen Nachmittag im Juni 1996, am Vortag der
Veröffentlichung des Comeback-Albums, zum Molly Hatchet-Set mit „Rolling
Thunder“ und „Devil´s Canyon“ zwei Eckpfeiler ihrer noch taufrischen
Scheibe. Zudem stellten Molly Hatchet erstmals öffentlich ihren neuen
Sänger Phil McCormack vor. McCormack war erst kurz zuvor verpflichtet
worden, nachdem ein Arzt seinem Vorgänger, Gründungsmitglied Danny Joe
Brown, aufgrund eines erneut kritischen Diabetes-Schubes während der
laufenden Studioaufnahmen absolute Ruhe verordnet hatte.
Auf der Bühne der Loreley glänzten
Molly Hatchet erneut mit jenen reißerischen Gitarrenduellen und
rollenden Grooves, die in all den Jahren ebenso zum Markenzeichen der
Band gehörten wie die tiefmelodischen Refrains und die authentischen
Texte ihrer Songs. „Es gibt eine spezielle Lebensphilosophie bei uns im
Süden“, verriet Ingram anschließend, „Southern Rock handelt vom
wirklichen Leben, er geht direkt zum Herzen. Wir Menschen in Florida
sind sehr geradlinig, das findet man auch in unserer Musik wieder. Man
kann mit dem Fuß dazu wippen, man kann mit den Händen dazu klatschen und
sie macht Menschen glücklich.“
So beschreibt es der Pressetext.
Mit dem druckvollen „Bounty Hunter“
geht es dann gleich in den druckvollen Set, denn die Band legt furios
los und begeistert das zahlreich erschienene Publikum von der ersten
Sekunde an. Einen Glanzpunkt setzt Schlagzeuger Mac Crawford zu Beginn
des neuen Stückes „Rolling Thunder“, das er mit einem energiereichen
Schlagzeug-Solo beginnt. Nach einigen Minuten wirft er seine
Schlagstöcke ins Publikum, spuckt in die Hände und trommelt mit den
Händen eine Weile weiter, um dann sein Solo fortzusetzen. Eine klasse
Performance. Und dieser damals neue Song zündete sofort. Ein weiteres
Highlight ist die ausufernde Version von „Dreams I’ll Never See“. Dem
folgt das hinreißende „Fall Of The Peacemakers“, das mit einem
intensiven Gitarrensolo von Bobby Ingram beginnt.
„Live At Rockpalast 1996“ ist ein sehr
guter Konzertmitschnitt, der den Spirit der Location gut einfängt und
eine Southern-Rockband in bester Spiellaune präsentiert. Nicht nur für
Fans der Band ist das bester Stoff. Ein wirklich klasse Mitschnitt, der
in der Rockpalast-Reihe bei mig erscheint.
Stephan Schelle,
März 2013