Miles Davis with Quincy Jones & The Gil Evans Orchestra – Live At Montreux 1991
Eagle Vision (2013)
(13 Stücke, 60 Minuten Spielzeit – Gesamtlaufzeit 133 Minuten)

Wenn man im Jazz große Namen aufzählt, dann gehört zweifelsohne der Amerikaner Miles Davis in die vorderste Reihe. Davis hat wohl wie kein zweiter den Jazz in seinen vielfältigen Stilrichtungen geprägt. Herausragend ist sein Werk „Bitches Brew“ aus dem Jahr 1970, das Jazz- und Rockelemente miteinander verknüpft. Im September 1991 verstarb der großartige Musiker. Einige Monate zuvor trat er am 08.07.1991 zusammen mit einer weiteren Jazz-Legende, nämlich Quincy Jones, beim alljährlich stattfindenden Jazz Festival in Montreux auf. Eagle Vision bringt den Livemitschnitt am 15.03.2013 auf DVD und BluRay heraus. Zur Besprechung lag mir die DVD-Version vor.

Davis war häufig Gast bei dem weltweit anerkannten Festival und begeisterte das Publikum. Obwohl er eigentlich die Meinung vertrat, man solle niemals zurückschauen, ließ er sich von Quincy Jones und Claude Nobs überreden, an einer Hommage für seinen großartigen Freund Gil Evans teilzunehmen, der 1988 verstorben war.


Dieses wahrhaft einzigartige Konzert war nicht nur ein historischer Moment sondern auch ein musikalischer Triumph, der zum Glück für die Nachwelt festgehalten wurde. Miles Davis war eine Lichtgestalt der Musik des 20. Jahrhunderts, dieses Konzert ist ebenso eine Hommage an ihn wie auch an den verstorbenen Gil Evans.

Die Besetzung des Konzertes stellt sich wie folgt dar: Miles Davis (Trompete) mit den Solisten Kenny Garrett (Saxophon) und Wallace Rooney (Trompete, Flügelhorn). Quincy Jones dirigiert das Gil Evans Orchestra und die George Gruntz Concert Jazz Band mit den Gästen Benny Bailey (Trompete, Flügelhorn), Carles Benavent (Bass) und Grady Tate (Schlagzeug).

Sieben der zwölf Stücke stammen von Gil Evans bzw. er hat an ihnen mitgewirkt. Darunter mischen Miles Davis und die beiden Bands auch Stücke von Dave Brubeck („The Duke“) und u. a. von George und Ira Gershwin & Du Bose Heyward.

Schon bei der Eingangsrede von Claude Nobs und Quincy Jones („Introduction“) ist deutlich zu spüren, welch besonderer Moment am 08.07.1991 in Montreux stattgefunden hat. Man kann selbst vor dem Fernseher die Spannung spüren, die im Saal geherrscht hat, denn das Publikum war förmlich elektrisiert, noch ehe der erste Ton gespielt wurde. Ein faszinierender Moment. Al dann aber Miles Davis die Bühne betritt zeigt sich seine unglaubliche Ausstrahlung, die sich auch auf die Mitmusiker projiziert. Es ist hochgradig spannend zu sehen, wie sich Bandmitglieder, die während des Konzertes gerade keinen Einsatz haben, auf Davis konzentrieren und gebannt von seinem Spiel sind. Und Miles Davis zeigt an diesem Abend seine ganze Klasse.

Der bekannteste Titel im Set ist sicherlich die George und Ira Gershwin & Du Bose Heyward-Komposition „Summertime“, der besonders gut beim Publikum ankommt. Der verdiente Lohn am Ende: Standing Ovations.

Neben dem einstündigen Konzertmitschnitt enthält die DVD auch noch Bonusmaterial in Form von Interviews. Neben einem Gespräch mit Claude Nobs kommen auch Musikgrößen wie Stanley Clarke, Jean Luc Ponty und Al di Meola zu Wort, die einiges über Miles Davis erzählen. Die Interviews sind mit Untertiteln in Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch unterlegt. Das Soundformat ist in den drei Versionen Dolby Digital Stereo, Dolby Digital 5.1 und DTS Surround Sound vorhanden. Die DVD enthält darüber hinaus ein vierseitiges Booklet, in dem sich Linernotes von George Cole finden.

Das Label Eagle Vision bringt mit Miles Davis With Quincy Jones & The Gil Evans Orchstra „Live At Montreux 1991“ ein Zeitdokument des Jazz, das durch seine Intensität besticht. Gleichzeitig ist es ein Vermächtnis des großen Jazztrompeters, der nur wenige Monate danach verstorben ist.

Stephan Schelle, März 2013


 
 

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