Mangrove – More Or Less … An Acoustic Evening - DVD
Mangrovian Music (2011)
(15 Stücke, 117 Minuten Spielzeit)

Nach der im Mai diesen Jahres erschienenen ersten DVD „Live Beyond Reality“ kommt im November 2011 die zweite DVD der niederländischen Rockformation Mangrove beim hauseigenen Mangrovian Music Label heraus. Mit dem Titel „More Or Less“ schielen die sympathischen Niederländer schon ein wenig augenzwinkernd zu Marillion herüber, die ihr 2009’er Akustikalbum „Less Is More“ betitelt haben. Und in der Tat handelt es sich bei „More Or Less“ ebenfalls um ein Akustikalbum, was der Untertitel „… An Acoustic Evening“ schon verdeutlicht.

Die DVD enthält einen Mitschnitt eines Konzertes den Mangrove am 21. Mai 2010 in ihrem Heimatort Apeldoorn gegeben haben. Austragungsort war das Theatre Gigant. In der Besetzung Roland van der Horst (Akustikgitarren, Gesang), Pieter Drost (akustischer und bundloser Bass) und Chris Jonker (Piano, Keyboards) verstärkt um den Gastmusiker Aldert Glas (Schlagzeug, Perkussion) absolvierten sie einen sehr stimmungsvollen Gig.


Vier Studioalben hat das niederländische Quartett schon auf dem Markt. Und aus diesen vier Alben stammt auch der Hauptteil des Programms. Jeweils drei Stücke sind vom Debütalbum „Massive Hollowness“ (2003), von „Facing The Sunset“ (2005) und „Beyond Reality“ (2009). Das zweite Album „Touch Wood“ (2004) wurde mit vier Songs bedacht.

Zwar ist die Bühne recht spartanisch ausgestattet, aber die im Hintergrund sitzenden vier Schaufensterpuppen sorgen für eine ansprechende Atmosphäre. Die Musiker selber sind alle in weiß gekleidet (Hose und Oberteil), was sehr stilvoll wirkt.

Zarte Pianoklänge eröffnen das Konzert mit dem ersten Track „Zone I“. Hier sieht man Chris Jonker noch allein agieren, da nur er von den Scheinwerffern angestrahlt wird und der Rest der Bühne noch im Dunkeln liegt. Schon in diesen ersten Momenten zeigt sich, dass das Konzert, das mit mehreren Kameras aufgezeichnet wurde, passend zur Musik, durch sanfte harmonische Schnitte und Überblendungen in ein sehr ästhetisches Licht gerückt wird. Die Akustikgitarre ist zu hören und der nächste Scheinwerfer bringt Pieter Drost ins Licht. Dann ist die zweite Gitarre zu hören und auch Roland van der Horst füllt die Bühne aus. Der letzte im Bunde ist Aldert Glas, der am Schlagzeug für den nötigen Rhythmus sorgt. In diesem ersten Track kommen unterschiedliche Stilelemente zum Tragen. Da finden sich proggige, wie symphonische, jazzige und ethnische musikalische Elemente gleichberechtigt nebeneinander wieder. In diesem ersten Track gefallen mir die Musiker bis auf das Schlagzeug, das mir hier stellenweise wie bei einer Tanzcombo rüberkommt. Vielleicht ist das aber auch gewollt, denn das ändert sich schon beim nächsten Track wieder.

„Zone II“ beginnt mit Spinettklängen. Und in „Zone III“ wirkt die Kombination aus herrlichen Keyboardflächen auf denen zwei Akustikgitarren ihre Melodien spinnen und eine sanfte Perkussion für den rhythmischen Part sorgt besonders gut. Sehr viel proggiger wird es dann ab „Facing The Sunset“, bei dem Pieter Drost die Akustikgitarre gegen den E-Bass tauscht. Ein humorvoller und musikalischer Höhepunkt ist, wenn Roland van der Horst hinter das Schlagzeug wechselt und Aldert Glas an die Perkussioninstrumente geht. Dann liefern die beiden sich ein rhythmisches Feuerwerk, während das Publikum rhythmisch mitklatscht.

Die Stücke werden sehr schön in dieser etwas spartanischeren Instrumentierung dargeboten, ohne dass sie ihre Grundstimmung verlieren. Ein wenig erinnert mich die Produktion von ihrer Art her an den Livemitschnitt „Quartus Artifactus“ der ukrainischen Band From.UZ.

Wer auf Progressive Rock im akustischen Gewand steht, der sollte sich diese Produktion ansehen. Auch wenn auf der Bühne nicht viel passiert, so kann man sich doch in die Musik fallen lassen und dem sehr stimmungsvollen Mitschnitt äußerst entspannt folgen.

Stephan Schelle, Dezember 2011


 
 

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