Im Jahr 1980 kam dann das Debüt unter dem Titel „Off The Coast Of Me“
heraus. Mit diesem Album, sowie dem in 1981 folgenden Zweitling „Fresh
Fruit In Foreign Places“ konnten Kid Creole & The Coconuts bereits
einige Achtungserfolge verbuchen. Richtig bekannt wurde die Band aber
erst mit dem 82’er Album „Tropical Gangsters“, das mit den Songs „I’m A
Wonderful Thing, Baby“, „Stool Pigeon“ und vor allem „Annie, I’m Not
Your Daddy“ gleich mehrere Hits abwarf. Im Jahr 1982 war die Band auf
ihrem kreativen Höhepunkt und der Rockpalast war auf sie aufmerksam
geworden. Für gleich zwei Konzerte buchte man diese außergewöhnliche
Truppe. Zum einen spielten sie am 03.06.1982 ein Club-Konzert in den
Satory Sälen in Köln und zum anderen waren sie zu Gast in der elften
Rockpalastnacht, die vom 16. auf den 17.Oktober in Essen stattfand. Vor
allem das Konzert in der Rockpalastnacht gab Kid Creole & The Coconuts
noch mal einen zusätzlichen Schub, so dass die anstehende Tournee
aufgrund der zunehmenden Nachfrage in größere Hallen verlegt werden
musste.
Bisher gab es kein offizielles
Livealbum, das ist mit dieser Veröffentlichung (die Konzerte erscheinen
neben der DVD auch als CD) aber Geschichte. Erstaunlich ist, obwohl die
Konzerte nur einige Monate auseinander liegen, dass es bei den 34 Titeln
(je 17 Stücke spielte die Band pro Konzert) nur neun Überschneidungen
gibt. So sind beide Konzerte hochgradig spannend und abwechslungsreich.
Der Sound der DVDs ist jeweils im PCMStereo-Format enthalten, das Bild
zeigt sich im 4:3-Format.
DVD Nummer 1 enthält den
Rockpalastnacht-Auftritt und zeigt Kid Creole (August Darnell) und seine
drei Coconuts zusammen mit einer neunköpfigen Band. Stilecht wird das
Konzert mit einem sehr theatralischen Intro eröffnet, so wie der
Soundtrack bei einem alten Abenteuerfilm. Der Bühnenvorhang schiebt sich
zur Seite und zu sehen ist eine riesige farbige Nebelwand, die nicht nur
die komplette Bühne einnimmt, sondern auch ins Publikum weht und die
ersten Reihen völlig einnebelt. Kaum hat sich der Nebel verzogen, wird
die Band, von denen einige khakifarbene Tropenanzügen tragen, wie man
sie von Forschern aus den 50’er Jahren her kennt, sichtbar. Sofort legen
sie mit einem mitreißenden „Turky Trot“ los, zu dem zunächst ein im
Kapitänsoutfit gekleideter Bongo Eddie die Bühnen betritt und den Rahmen
für Kid Creole bereitet, in dem er das Publikum anheizt und diesen
ersten Song singt. Schnell entwickelt sich eine richtige Party-Stimmung,
der man sich auch nach 30 Jahren nicht entziehen kann.
Zum zweiten Song „Going Places“ kommen
dann Kid Creole & Coconuts auf die Bühne. Das Outfit der Musiker hat
eine gewisse nostalgische Ausstrahlung, wirkt es doch wie aus den 50’er
Jahren. Und auch die Tanzeinlagen der Coconuts wirken antiquiert, passen
aber hervorragend in diese Mixtur aus Funk, Soul, Reggae und Pop mit
lateinamerikanischen Elementen und Bigband-Sound. Coati Mundi hat dann
bei „Ain’t You Heard The News“ und „Que Pasa“ seinen großen Auftritt, in
dem er die Songs interpretiert, während Kid Creole an die Perkussion
wechselt.
Die unglaublich rhythmische Musik wird
mit einer gehörigen Portion Humor, Slapstick und Spielfreude geboten,
was dann zum Beispiel in einer mehr als elfminütigen Version von „Stool
Pigeon“ und einer Polonaise beim abschließenden, mehr als 15minütigen „Maladie
D’Amour“, bei dem auch einige Zuschauer mit eingebunden werden, mündet.
Ein wirklich sehens- und hörenswerter Auftritt.
Die zweite DVD enthält das Konzert aus
den Satory Sälen in Köln, das um ein elfminütiges Interview aus der
Rocknacht ergänzt wurde. Dieses Konzert ist eine Spur kleiner, aber
nicht minder intensiv und steht dem Essener-Gig in nichts nach. Es
beginnt mit dem Stück „Adnaloy“, zu dem die Band nach und nach auf die
Bühne kommt. Man hat den Eindruck durch die afrikanischen Perkussion und
die afrikanischen Gesänge direkt in den Dschungel transportiert zu
werden. Sehenswert ist Coati Mundi’s fast schon ekstatisches
Xylophonspiel im Stück „With A Girl Like Mimi“. Humorvoll geht es im
Song „Schweinerei“ zu, bei dem Kid Creole alias August Darnell in
englischer und Adriana Kaegi in deutscher Sprache singt. Näheres über
diesen Song erfährt man im Interview. Bei „Table Manners“ holen sie
gleich ein paar Leute aus dem Publikum vor die Bühnen um mit ihnen zu
tanzen. Und einer von ihnen darf gar mit auf die Bühne und einen Part
singen.
Mig veröffentlichen diese Mitschnitte
von zwei Energie geladenen Konzerten von Kid Creole & The Coconuts, die
auf der Bühne einfach nur Party machen. Das zündet auch 30 später noch.
Sehr sehenswert.
Stephan Schelle,
August 2012