Joe Bonamassa – Tour De Force – Live In London
Mascot Labrl Froup / Rough Trade (2013)
(64 Stücke, xxx Minuten Spielzeit)

Der Output des angesagtesten Bluesrockmusikers der Gegenwart, gemeint ist Joe Bonamassa, ist schon bemerkenswert. Da tritt Bonamassa an vier aufeinander folgenden Abenden in London auf und lässt die Filmkameras bei jedem dieser Konzerte mitlaufen. Insgesamt 12.000 Fans sahen seine Auftritte in The Borderline, Sheperd’s Bush Empire, Hammersmith Apollo und der ehrwürdigen Royal Albert Hall.

Dabei hatte jeder der vier Abende sein eigenes Thema. Im kleinen The Borderline frönte Joe seinen frühen Trio-Jahren, im Shepherd's Bush ging es um den Blues und im Hammersmith um die Rock'n'Roll lastigeren Stücke. Alles zusammen genommen wurde dann noch mal in der Royal Albert Hall präsentiert. Dabei wurde sehr großen Wert darauf gelegt, dass jeder Abend für den Zuschauer durch eine andere Begleitband und unterschiedliche Setlists interessant gemacht wurde.


So kamen über 60 Songs zum Einsatz, von denen einige bisher nie Live von ihm gespielt wurden. Die Borderline Show: Das Borderline wurde ausgewählt, um mit seiner kleinen Kapazität von 200 Zuschauern, die frühen Bonamassa Jahre widerzuspiegeln. Bewaffnet mit seiner Fender Stratocaster und der Unterstützung von Bassist und Schlagzeuger, zelebriert er Songs seiner ersten Alben.

„Tour De Force” – wie immer produziert von seinem langjährigen Freund Kevin Shirley – beinhaltet insgesamt mehr als neun Stunden Film- und über vier Stunden Bonusmaterial. Darüber hinaus erscheint eine Deluxe Edition, äußerlich einem  Vintage Mini-Amp nachempfunden, in der nicht nur alle vier Konzerte enthalten sind, sondern auch ein Fotobuch, in dem die Atmosphäre jener Konzertwoche festgehalten wurde.

Zur Besprechung lag mir eine DVD mit Auszügen aus den vier Shows vor. Die einzelnen Shows zeigen einen gut aufgelegten Bonamassa und machen deutlich, welch Ausnahmemusiker er ist. Die Bild- und Tonqualität ist – wie bei den Bonamassa-Produktionen – hervorragend.

Die Konzerte auf den unterschiedlichen DVDs bieten unterschiedliche Stilarten und Atmosphären. So zeigt etwa der Auftritt im Borderline-Club einen intimen Rahmen, der durch die kleine Location (Fassungsvermögen ca. 200 Besucher) und die sparsame Begleitinstrumentierung von Schlagzeug und Bass bestimmt wird. Der Auftritt im Sheperd’s Bush Empire Club ist dagegen recht blueslastige. Bonamassa und seine Mitstreiter werden an diesem Abend von einem eigens dafür ausgewählten Bläsersatz unterstützt. Das lässt eine Big Band-Atmosphäre entstehen. Nach der intimen und der blueslastigen Show stellt sich dann der Auftritt im Hammersmith Apollo als rocklastiger Abend heraus. In der Royal Albert Hall hat Bonamassa dann eine halb akustische, halb elektrische Show seiner bekanntesten Songs auf dem Programm. Das erinnert ein wenig an die DVD „An Acoustic Evening At The Vienna Opera House”.

Der Bonamassa-Fan muss diesen Herbst tief in die Tasche greifen, denn die vier Konzertmitschnitte sind in vier einzelnen DVDs bzw. BluRays oder aber in der Deluxe Edition, die alle DVDs enthält, ab dem 25.10.2013 erhältlich. Für Fans ein Muss, für den Musikfreund die Wahl, welches der Konzerte er sich auswählt, oder dich zu allen greift. Jedes Konzert für sich ist jedenfalls äußerst sehens- und hörenswert.

Stephan Schelle, Oktober 2013


 
 

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