Alpha Lyra & Olivier Briand – Spacefish Live In Nantes 2010
Eigenvertrieb (2010)
(12 Stücke, 165 Minuten Spielzeit)

Die beiden französischen Elektronikmusiker Christian Piednoir aka Alpha Lyra und Olivier Briand traten gemeinsam am 21. August 2010 in Nantes auf. Von ihrem Konzert, das beide einzeln bestritten, liegt nun eine Doppel DVD-R vor, die beide Konzerte dokumentiert. In einem Jewelcase finden sich die beiden DVD-R’s die neben dem Cover keine weiteren Beilagen und somit keine nähren Informationen bereithalten.

Der Titel dieser DVD ist „Spacefish“. Doch Achtung, er ist nicht mit der Faber CD, die bei MellowJet Records erschienen ist und auf dessen Label auch die letzte Alpha Lyra CD herausgekommen ist zu verwechseln.


Die Konzerte wurden mit mehreren Kameras aufgenommen, sodass unterschiedliche Blickwinkel gezeigt werden. Mal sehen wir die Musiker in der Totalen vor einer Leinwand, auf der zu den einzelnen Stücken Filme gezeigt werden, dann wiederum schauen wir den Musikern direkt auf die Finger.

Alpha Lyra präsentiert bei seinem 75minütigen Gig vier Stücke, beginnend mit dem 13minütigen sehr sphärischen „From Earth To Deep Sea“, dass den Hörer in die Tiefen der Ozeane entführt. Dem Thema entsprechend werden Bilder vom Meer und seinen Bewohnern auf der Leinwand gezeigt, die auch in einigen Überblendungen genutzt werden. Sehr ruhig und gemächlich schreitet dieser Opener dahin, Musik zum entspannen und abtauchen. Im zweiten Stück „Spacefish“ (ca. 14 Minuten lang) geht es dann vom Meer ins All. Die schwebende Atmosphäre wird beibehalten, doch geht es jetzt visuell ins Weltall. Sterne und Planeten werden mit Bildern von verschiedenen Fischarten kombiniert.

Als nächstes wechseln wir in die wilde Natur des Urwaldes im Stück „Tropical Naoned“, das mit gut 34 Minuten das Kernstück des Konzertes ist. Neben Bilder aus dem Regenwald, die zu ambienten Arpeggios und Sequenzerrhythmen gezeigt werden, fließen auch noch retromäßige Farbspiele ins Bildmaterial ein. Auch einige Laserstrahlen kommen bei diesem Stück, das stilistisch auch einige Elemente der „Berliner Schule“ aufweist, zum Einsatz.

Mit dem fast 16minütigen „Gymnopedie Cosmique No 1“ beendet Christian dann sein Konzert. Dieses Stück wird mit rotem Abendhimmel und einer Vielzahl bunter kleiner Lichtstrahlen visuell eingeläutet. Auch der Laser und einige bunte Scheinwerfer kommen hier zum Einsatz. Das ist insgesamt recht ansprechend gemacht und der ambienten Stimmung angemessen.

Die zweite DVD ist dem Konzert des Franzosen Olivier Briand gewidmet, mit dessen Musik ich bisher noch keine Berührungspunkte hatte und die Tracks für mich komplett neu waren. Er präsentiert etwas flottere Musik, die stilistisch an Tangerine Dream erinnert.

Mit dem 19minütigen „Little Planets And The Sun“ startet er sein Konzert. Mit perlenden, flirrenden Synthieklängen und herrlichen Flächen, die er mit Sequenzersounds kombiniert, nimmt uns Olivier auf eine Reise durch ferne Galaxien mit. Dazu zeigt er auf der rückwärtigen Leinwand Computer animierte Bilder aus dem All. Gleich zu Beginn statten wir dem Mond einen Besuch ab, auf dem die Landefähre steht, neben der sich eine ganze Anzahl von Schuhabdrücken der Astronauten befinden. Langsam entwickelt sich dieser Longtrack und steigert sich, je weiter er voranschreitet.

Es folgen die weiteren Stücke von Olivier

„Big Planets I“ 14:30
„Big Planets II“ 13:35
„Outside System” 7:45
„Big Nebulae” 3:45
„Dans Le Parc Astronomique” 14:05
„Strange Galaxies” 9:45
„Death Star” 10:10

Bei diesen Stücken ist wesentlich mehr los, was Rhythmus und auch Bewegung von Olivier angeht, als es bei Christian der Fall ist. Das liegt aber auch an der unterschiedlichen Rhythmik beider Konzerte. Auch gefallen mir die Filme bei Olivier wesentlich besser, da sie mehr Action bieten.

Insgesamt wirkt die Musik von Olivier Briand hypnotischer auf mich, da sie rhythmischer angelegt ist, als die von Alpha Lyra. Somit zeigt die erste DVD eher ein ambientes Bild und die zweite eine doch eher der Musik von Tangerine Dream angelehnte elektronische Musik (mit einer eigenen Handschrift) mit rhythmischen Sequenzern und Melodiebögen.

„Spacefish“ ist eine gelungene DVD aus dem Genre Elektronikmusik, die allerdings nicht mit den großen Produktionen mithalten kann (was die Bildqualität anbelangt). Sie ist aber absolut zu empfehlen, da man sich das Konzert aufgrund der vielen Animationen und Bildschnitte gut ansehen kann.

Stephan Schelle, Januar 2011


 
 

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