Ronnie James Dio – Rainbow In The Dark
Iron Page (2021)
(ISBN: 978-3-940822-15-4, 224 Seiten)

Wenn in Heavy Metal-Kreisen der Name Ronnie James Dio erklingt, dann bekommt so mancher Fan zu Recht Glanz in die Augen. Der US-amerikanische Musiker, der mit bürgerlichem Namen Ronald James Padavona hieß, prägte mit seiner Stimme maßgeblich diesen Musikstil und war Mitglied der Genregrößen Rainbow und Black Sabbath. Darüber hinaus war er mit seiner Band, die er schlicht Dio nannte, ebenfalls sehr erfolgreich. Bereits im Jahr 2010 verstarb er, hatte aber da bereits mit seiner Autobiografie begonnen, die von seiner Witwe Wendy Dio und seinem langjährigen Freund, dem Musikjournalisten Mick Wall, zu Ende gebracht wurde. Das Buch trägt den Titel „Rainbow In The Dark“, in Anlehnung an seinen Song vom Dio-Debut-Album „Holy Diver“ und erscheint am 28. August 2021.

Im Auftakt schreibt Ronnie selbst über sich: Vielleicht bin ich ein altmodischer Romantiker, aber ich habe nie für Geld gesungen. Natürlich war ich immer froh, oder auch nur erleichtert, für meine Arbeit bezahlt zu werden. Aber das ist nicht das, was mich antreibt, was mir über die Zeiten hinweghalf, wo ich dachte, ich wäre am Ende; nicht das, was mich zu meinen besten Songs inspiriert und zu Höchstleistungen anspornt, was mir den Wunsch eingibt, für meine Fans ein echter Freund zu sein, nicht bloß ein Bildchen in einem Magazin.

Ronnie lässt in offenherzigen Worten sein Leben Revue passieren und hält auch nicht mit Jugendsünden hinter dem Berg. So schildert er beispielsweise seinen Erfindungsreichtum indem er einen auf der Straße gefundenen Autoschlüssel kurzerhand so bearbeitete (abschliff), dass er ins Auto seines Vaters passte. Immer wenn er allein zu Hause war, machte er dann erste Fahrübungen, die in einem Crash in der Hauswand der Nachbarin endeten, als er auf Drängen seines Freundes Bobby diesen ans Steuer ließ. Oder die Anekdote, als Ronnie Jahre später auf der Straße von seinem letzten Geld von einem Typen Gras kaufte und erst später merkte dass es sich um Gras aus dem Rasenmäher, statt des gewünschten Rauschmaterials handelte.

Die Kämpfernatur hat bis zu seinem Tod nie aufgegeben. Wenn man ihm sagte, dass etwas nicht ginge, setzte er Himmel und Erde in Bewegung, um das Gegenteil zu beweisen. So war sein Wunsch als Teenager, als er fast wöchentlich am Madison Square Garden vorbeikam, dort mal live aufzutreten. Dies wurde zu einem Ziel, das ihn vorangetrieben hat.

Die Leser erfahren wie er auf Drängen seines Vaters mit dem Trompetespielen begann, schnell Fortschritte machte und so in seinen ersten Bands wie Vegas Kings und Ronnie & The Red Caps Liveerfahrungen sammelte. Ronnie wechselte zum Bass und als ihr Sänger Billy De Wolfe aufgrund künstlerischer Differenzen aus der Truppe ausgeschlossen wurde, bestimmten die verbliebenen Gruppenmitglieder, entgegen Ronnies Proteste, ihn als Sänger zu nominieren. Das war quasi der Start in Ronnies Gesangskarriere. Als Ronnie dann in den 70’er Jahren mit Elf loslegte, trat dann auch endlich seine Stimme in den Vordergrund und entwickelte sich zu dem markanten Organ, dass ihn berühmt machen sollte.

Ein Zufall sorgte dann im Jahr 1971 dafür, dass sich die Wege von Ronnie und den Deep Purple-Mitgliedern Roger Glover und Ian Paice kreuzten. Eine Hepatitiserkrankung von Ian Gillan war der Grund, dass Deep Purple kurz vor ihrer US-Tour diese absagen mussten. Glover und Paice blieben allerdings noch einige Tage in New York und der Manager von Elf, der auch für die Rockagentur ATI arbeitete und sich für die Agentur um Purple kümmerte, frage Glover und Paice ob sie beim Vorsingen für einen Plattendeal einer seiner Bands dabei sein wollten. Das taten sie und waren von Elf sofort überzeugt.

Natürlich werden die unterschiedlichen Stationen von Ronnie’s Musikerleben ebenso beleuchtet wie der Glücksfall das Ritchie Blackmore Rainbow gründete und bis auf den Gitarristen von Ronnie‘s Band Elf das komplette LineUp für sein neues Musikprojekt übernahm. Daraus resultierte das grandiose Album „Ritchie Blackmore’s Rainbow“. Eine zufällige Begegnung sorgte dann dafür, dass er Sänger von Black Sabbath wurde. Später gründete er dann seine eigene Band mit dem Namen Dio.

Darüber hinaus erzählt das Buch auch die überraschend rührende Entstehungsgeschichte der „Teufelshörner“, die sich bis heute als Erkennungssymbol der Metal-Fans rund um den Erdball etabliert haben. So schreibt er zur „Heaven And Hell“-Tour 1980: Als ich in einem Hotel eines Abends vor mich hinträumte, kam mir endlich der zündende Einfall – ich erinnerte mich an meine furchtsame sizilianische Großmutter und die unheimliche Handgeste, die sie immer gemacht hatte, um böse Geister zu vertreiben und unschuldige amerikanische Passanten zu erschrecken: Mano Cornuta! Ozzy war zu seinen Sabbath-Zeiten dafür bekannt, das V-Zeichen für den Frieden zu machen. Wenn ich nun die Hand zum Moloch erhob, wie meine Großmutter es gemacht hatte, wäre diese Geste Ozzys berühmten Friedenszeichen ähnlich genug, aber wiederum auch so anders, um eine neue Ära anzukündigen.

Schonungslos offen beschreibt Dio die Wendepunkte seines Lebens: die Entzweiung vom Blackmore, die Drogen - eine Schattenseite, die viele Rockmusiker mit ihm teilten - die die Wiederauferstehung von Black Sabbath gegen die Wand fuhren, die Persönlichkeitskonflikte, die jeder seiner Bands heimsuchten. Auch die Geschichte seiner Ehe mit Wendy, die seinem Leben Stabilität verlieh ist Teil seiner Autobiografie.

Das Buch liest sich sehr gut und man kann das Leben des sympathischen Ausnahmesängers sehr gut nachvollziehen. Auch wenn es an der ein oder anderen Stelle mit schicksalhaften Momenten aufwartet (mehrere Autounfälle bei dem sein bester Freund und Bandkollege starb) sorgen die Schilderungen der Ausschweifungen, die sich auf Tour hinter der Bühne, in den Hotelzimmern oder bei den Aufnahmen im Studio ereigneten für so manchen Schmunzler. Die Ronnie James Dio-Autobiografie „Rainbow In The Dark“ ist ein Must-Have für jeden Metal-Fan und sollte sich ebenfalls in jeder gut sortierten Rocksammlung befinden.

Stephan Schelle, August 2021


 
 

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