The Rolling Stones – Die Story zu allen Songs (Buch)
edel (2011)
(368 Seiten, Flexo-Broschur mit zahlreichen Abbildungen
Format 14 × 19,5 cm, ISBN 978-3-8419-0060-9)

Der US-Musikjournalist Steve Appleford, der Artikel über Rock- und Popmusik im Rolling Stone, der Los Angeles Times, dem Spin, bei Billboard, Creem, Entertainment Weekly und in der Chicago Tribune veröffentlicht, bringt mit „The Rolling Stones – Die Story zu allen Songs!“ eine etwas andere Bandbiografie heraus. Anhand ihrer Eigenkompositionen zeichnet er ein Bild einer der bedeutendsten Rockbands, den Rolling Stones. Erschienen ist dieser sehr schöne Band im edel-Verlag und kommt als Neuauflage am 11.04.2011 heraus.

Wer ist die junge Frau in „She Smiled Sweetly“, die Mick Jaggers Herz berührte? Hatten psychedelische Drogen wirklich Einfluss auf die Songs der Stones? Und wem gilt die Hassliebe Keith Richards’ in „All About You“? Das Buch „The Rolling Stones – Die Storys zu allen Songs“ beantwortet diese und viele andere Fragen. Steve Appleford beschreibt die Entstehung und Hintergründe jedes einzelnen Songs und bietet damit einen interessanten Einblick in die Gedankenwelt der Rolling Stones. Die Song- und Textanalysen starten mit dem Debutalbum „The Rolling Stones“ aus dem Jahr 1964, bei dem die Band noch stark vom Blues beeinflusst war, bis hin zum letzten Studioalbum „A Bigger Bang“ aus dem Jahr 2005.


In seiner Einleitung zeigt Steve Appleford aber zunächst auf, wie sich die Gruppe zusammenfand und ihren Weg von Interpretationen bekannter Bluessongs über ihre ersten Veröffentlichungen bis zu den ersten Eigenkompositionen, die durch den damaligen Manager Andrew Loog Oldham forciert wurden und zum Welterfolg führten.

In der Folge werden die Alben, angefangen vom selbst betitelten Erstling bis hin zu „A Bigger Bang“ unter die Lupe genommen und so manche Begebenheit aus den Produktionszeiten Preis gegeben. So waren beispielsweise Produzent Phil Spector und Popsänger Gene Pitney bei den Aufnahmen im Jahr 1964 im Studio. Das verarbeitete die Band kurzerhand im Titel des Marvin Gaye-Klassikers „Can I Get A Witness“ mit dem Zusatz „(Like Uncle Phil And Uncle Gene)“.

Und auch bei den Aufnahmen des zweiten Albums im Chess Studio in Chicago, die ebenfalls im Jahr 1964 stattfanden, kamen bekannte Musiker vorbei, um die britische Band mit ihrem negativen Image zu begutachten. Dieses Mal waren es die Musiklegenden Chuck Berry und Muddy Waters, die die jungen weißen R&B-Fanatiker selbst erleben wollten. Das waren aber nicht die einzigen Musiker, die sich im Studio, wenn die Stones aufnahmen, blicken ließen. Am Ende des Buches ist noch ein ausführliches Kapitel den Singles, EPs, B-Seiten und anderen Raritäten gewidmet. Das Ganze ist durch zahlreiche Fotos aus der Bandgeschichte angereichert.

Man erfährt auch einiges über die damalige Veröffentlichungspolitik. So heißt es im Buch: „Out Of Our Heads“ war in Amerika drei Wochen lang das meistverkaufte Album, in England kam es nicht über Platz 2 hinaus. Im Rückblick muss man feststellen, dass die britische Version von „Out Of Our Heads“ eindeutig schwächer war als das amerikanische Original, auf dem sich auch die Songs „Play With Fire“ und „(I Can’t Get No) Satisfaction“ befanden. Weil beide Nummern in England bereits als Single veröffentlicht worden waren, ließ man sie beim Album weg. Die Hörer in Großbritannien mussten deshalb auf zentrale Tracks von „Out Of Our Heads“ verzichten. „Man bringt Singles nicht auf einem Album raus“, meinte Oldham zur Veröffentlichungspolitik der Stones in Großbritannien. „Nur zur Erinnerung: Wir hatten den Krieg gewonnen und doch verloren. Nur wenige Leute hatten viel Geld. Also musste man ihnen das Geld aus der Tasche ziehen.“

Auf dem Umschlag des Buches wird DIE ZEIT mit folgendem Satz zitiert: „Hier hängt man mit beiden Augen an jedem Song und will ihn auf der Stelle hören.“ Dieses Zitat beschreibt ganz gut das Empfinden des Lesers, wenn er sich dieser Biografie widmet. Man ist andauernd geneigt, den jeweiligen Song aufzulegen bzw. wird neugierig auf den entsprechenden Titel. Am besten man sorgt beim lesen für die richtige audiophile Untermalung, in dem man sich die Stones in den Player legt.

„The Rolling Stones – Die Story zu allen Songs!“ ist eine äußerst kurzweilige und sehr schön geschriebene Biografie einer der bahnbrechendsten Rockbands. Sehr zu empfehlen.

Stephan Schelle, April 2011


 
 

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