Rockpalast - Peter Rüchel's Erinnerungen (Buch)
Edel / ISBN 978-3-941376-06-9(2009)
(256 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, Format 22 x 30 cm)

Wie viele andere, hat mich der Rockpalast über lange Zeit begleitet. Wenn die Eurovisionsmelodie verklungen, das Jingle der Sendung ertönte und dann Albrecht Metzger die Worte sprach: „German Television proudly presents … live as our Guests in Rockpalace …“ dann führte das zu einer unglaublichen Spannung und Gänsehaut bei mir.

Am 09.11.2009 werden dieses Gefühl und die Erinnerungen an die langen Nächte vor dem Bildschirm und der Stereoanlage erneut entfacht, denn mit dem Buch „Rockpalast – Peter Rüchels Erinnerungen“, das im Edel-Verlag erscheint, wird dieser Pionierzeit des deutschen „Musik-Fernsehens“ gedacht.

Peter Rüchel hat einen sehr schönen Bildband zusammengestellt, in dem nicht nur erzählt wird, wie es zu den Übertragungen und der Entwicklung der Sendung kam, nein, diese Zeit wird mit vielen großformatigen Fotos von Manfred Becker, Thomas von der Heiden und Rainer Leigraf sehr anspruchsvoll in Szene gesetzt.


Rüchel beschreibt im Buch - auf mehr als 250 Seiten - seine Arbeit beginnend mit den ersten Überlegungen zum Format und schließlich dem Beginn der Aufzeichnungen, die zunächst in einem  Kölner WDR-Studio vor gut 80 Leuten (mehr fanden dort keinen Platz, obwohl bei Rory Gallagher 160 im Raum waren) stattfanden und in einer monatlichen Sendung, die knapp 30 Minuten dauerte, über den Äther gingen. Es folgen die Jahre der Rockpalastnächte, die im Buch einen großen Raum einnehmen bis hin zu den Bizarre-Festivals, Rock am Ring und den Loreley-Konzerten. Etwas zu kurz kommen die zahlreichen Konzerte, die im kleineren Rahmen abgehalten wurden, hier scheint noch genug Material für eine Fortsetzung vorzuliegen.

Rüchel plaudert in seinen Beschreibungen aus dem Nähkästchen und fördert so einige Anekdoten ans Licht, die manchmal spannender sind, als so manches Konzert. Aber nicht nur Peter Rüchel schildert die Eindrücke der damaligen Veranstaltungen, er lässt auch andere im Buch, wie beispielsweise Albrecht Metzger, dessen Interviews im gebrochenen deutsch und die legendären Ansagen zu Beginn jeder Rocknacht legendär sind, zu Wort kommen. Und Musiker finden sich mit Wolfgang Niedecken und Little Steven auch unter den Autoren. Leider fehlt an dieser Stelle Alan Bangs, den ich ebenfalls unweigerlich mit dem Rockpalast verbinde.

Sehr schön ist die Bebilderung des Buches, zeigt sie doch manche Musiker während ihrer Auftritte oder auch am Rande der Veranstaltungen. Einige der Fotos sind gar mit persönlichen Widmungen der Musiker versehen.

„Rockpalast – Peter Rüchels Erinnerungen“ ist ein tolles Buch für den geneigten Rockfan, in dem man immer wieder blättern kann, auch ohne die Texte zu lesen. Es erweckt erneut die Zeit der „großen“ Konzerte (zumindest, was die Fernsehlandschaft betrifft – was heute angeboten wird ist doch recht indiskutabel) und bietet darüber hinaus einen, wenn auch kleinen, aber doch höchst interessanten Blick hinter die Kulissen. Sehr zu empfehlen.

Stephan Schelle, November 2009


 
 

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